Wenn Manager stiften gehen

Stiftungsengagement für die Pensionierung

Man hört mal wieder von Peter Hartz. „Jetzt kommt Hartz V“ titelt der Tagesspiegel. „Europatriates“ hat Hartz sein Konzept zur Lösung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa genannt, die Kosten des Vorhabens werden mit 215 Milliarden (!) Euro beziffert.
Was auch immer man darüber denken mag, interessant ist: Hartz hat diese Idee über die von ihm gegründete SHS Foundation ins Gespräch gebracht. Als Manager, der stiften geht, steht er nicht allein. Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat nach seinem Ausscheiden 2009 mit 25 Mio. € die „Wiedeking Stiftung Stuttgart“ gegründet und arbeitet mit seiner Frau im Vorstand.
Ein anderes Modell bietet die Gemeinnützige Hertie-Stiftung. Dort übernahm der Deutsche-Bank-Vorstand Michael Endres nach seiner Pensionierung mit 63 Jahren für 12 Jahre den Vorstandsvorsitz, heute ist der 77jährige Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung. Für den Vorstandsvorsitz wurde gerade der offiziell noch bis 2017 amtierende Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, berufen.
Wieder anders die BMW-Ag. Sie hat 2000 zu Ehren ihres ausgeschiedenen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Eberhard von Kuenheim eine nach ihm benannte Stiftung gegründet, deren Kuratorium von Kuenheim 10 Jahre geleitet hat.
Stiften durch oder für Manager – macht das Sinn? Henning von Vieregge schreibt in seinem Buch „Der Ruhestand kommt später“ aus eigener Erfahrung, Arbeit sei nicht etwas, „was mit dem Alter abgeschüttelt wird, sondern etwas, was im Leben hält“. Gerade für Führungspersonal geht es um mehr als „Beschäftigung“. Das Ausscheiden aus dem Beruf bedeutet für Spitzenmanager mehr als für andere auch Statusverlust – oberflächlich messbar an vielen kleinen Insignien von Macht, die plötzlich vermisst werden, am Rückgang der Einladungen, Ratsuchenden oder ehrenden Erwähnungen. Norbert Walter, früherer Chefvolkswirt der Deutschen Bank, bringt es im Vieregge-Interview auf den Punkt: „Wir altgedienten Führungsleute sind jetzt im Anerkennungsmarkt. Die Utility-Funktion, die uns plagt, ist Anerkennung und nicht Bezahlung.“

Wer wie der kürzlich verstorbene Norbert Walter lange die Aufmerksamkeit der großen Medien genossen hat, wird sicher nicht auf null zurückfallen. Ganz anders sieht es für Führungskräfte aus, deren Medienauftritt – wenn überhaupt – auf die Wirtschaftsseiten begrenzt war. Viele hoffen, als freiberufliche Berater mehr im Gespräch denn im Geschäft zu bleiben. Da stellt sich dann nicht selten heraus, dass die eigene Adressdatei mit dem großen Netzwerk sich nicht so einfach in Mandate umsetzen lässt.

Bleibt immer noch das Ehrenamt. Kaum ein Manager, der nicht Erfahrungen mit Ehrenämtern hat. Viele dieser Aufgaben sind allerdings berufs- oder positionsgebunden – und nicht selten durch das eigene Sekretariat gemanagt, das nun auch fehlt. Mit dem Abschied aus Vorstand, Geschäftsführung oder Bereichsleitung wird beinah regelhaft auch der Rückzug aus diesen Ehrenämtern verordnet.

Nun ist es nicht jedermanns Sache, bei einer „Tafel“ Essen auszugeben, als Vorleserin in einer Bildungsinitiative zu wirken oder Aufsichtsdienste im Museum zu übernehmen. Ehrenamt – mit Betonung auf Ehre und Amt – soll auch Statusverlust kompensieren. Gar nicht so einfach, wie der ehemalige Bankmanager Andreas de Maiziere gegenüber von Vieregge bekennt: „Was machst Du, wenn Du zu Hause sitzt und sagst, ich habe noch Fähigkeiten, es ruft aber keine Sau an. Und dann denkst du dir, ich würde gern im Vorstand des Städel-Museums mitarbeiten, aber wie komme ich da hin? Wenn ich da anrufe und sage, ich will hier mitarbeiten, das geht doch gar nicht…“ Zur Ehre gehört offenbar gefragt zu werden statt sich selbst anzupreisen.

Stiftungsengagement kann hier als eine persönliche Strategie des Empowerment dienen. Stiftung gibt einen selbstbestimmten Handlungsrahmen und stiftet auch Status. Ein Rat für Reiche, mögen viele denken. Zum Nulltarif ist eine Stiftung tatsächlich nicht zu haben. Mit einem Kapital von 100.000 € lässt sich eine selbstständige BGB-Stiftung ins Leben rufen. Ergänzt man dies mit eigenen oder fremden Spenden für den laufenden Betrieb sowie eigenem Arbeitseinsatz und vielleicht einer späteren Zustiftung per Testament, lassen sich damit sinnvoll Dinge bewegen. Das gilt vor allem, wenn die Stiftung nicht Förderungen vergibt, sondern ein eigenes Projekt verwirklicht. Wer weniger einsetzen will, beteiligt sich an einer schon bestehenden Stiftung, am besten mit Geld und Engagement z. B. als ehrenamtlicher Vorstand oder Geschäftsführer. Auch die Gründung etwa einer Bürgerstiftung gemeinsam mit anderen kann eine attraktive Option sein.

Wer mit wenig Kapital stiftet, muss fehlende finanzielle Kraft durch hohes Eigenengagement und clevere Ideen ausgleichen. Stiften gibt die Chance, endlich das zu tun, was einem schon immer wichtig war. Die Öffentlichkeit – und auch die Stiftungswelt selbst – belohnt das mit Prestige. Obwohl die Vermögenswerte der Stiftungen genauso differieren wie die zwischen Imbissbude und Weltkonzern in der Unternehmenswelt sind Stiftungen untereinander und gegenüber Dritten weniger hierarchisch. Bei aller Wichtigkeit von Geld zählen hier noch „innere Werte“.

Wer sich eine Stiftung als Altersposition vorstellen kann, sollte sich rechtzeitig kundig machen. Solange noch erhebliche Arbeitseinkommen sprudeln, sind Zuwendungen in den Vermögensstock einer eigenen oder einer anderen Stiftung bis zu 1 Mio. € als Sonderausgaben abzugsfähig (verteilbar auf bis zu 10 Jahre). Im besten Fall beteiligt sich das Finanzamt also mit ca. 45 % am Unruhestands-Projekt Stiftung.

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