Vom HSV lernen

Wenn Stifter mit Ämtern geködert werden sollen

Den Anhängern des Hamburger Sportvereins geht es schlecht. Erstmals seit der Gründung könnte der Verein aus der Bundesliga absteigen. Geldgeber lieben aber den Erfolg. Umso wichtiger für den HSV gerade jetzt Mittel zu haben, um gute Spieler einzukaufen.
Ermöglicht wird dieser finanzielle Spielraum an erster Stelle durch Klaus-Michael Kühne, den 77 Jahre alten hanseatischen Milliardär mit Schweizer Pass. Schon vor fast 40 Jahren hat er zusammen mit seinen Eltern die Kühne-Stiftung gegründet. Das Milliardenvermögen des Logistik-Unternehmers wird eines Tages zum Stiftungsbesitz.
Spannend ist nicht, dass Kühne gleichzeitig Stifter und HSV-Fan ist. Aufmerksamkeit verdient vielmehr, dass jemand, der den Verein mit zweistelligen Millionenbeträgen finanziert, nicht einmal Mitglied, geschweige Vorstand oder Aufsichtsrat des Vereins ist. Auf den ersten Blick wirkt das nicht stimmig. Aber tatsächlich folgt Kühne einem bewährten Stiftungsprinzip.
Immer wieder wollen Projekte, Institutionen oder Vereine Stifter bzw. Stiftungsmanager als Mitglieder gewinnen. Ihr Fundraising-Kalkül ist durchschaubar: Wenn jemand am Tisch sitzt, der über Geld verfügt und daran mal wieder Mangel herrscht, richten sich alle Blicke auf diese Person. Was soll sie sagen: Kann nicht? Will nicht? Darf nicht?
Da ist am komfortabelsten die Position des umworbenen Externen. Er hat alle Freiheiten zu geben oder zu verweigern. Er kann – je nach Größenordnung – Einfluss viel stärker geltend machen als mit einer Stimme in irgendeinem Organ. Und er kann sich jederzeit ohne formellen Akt zurückziehen.
So durchschaubar das Kalkül ist, wenn jemand aus einer Stiftung für ein Amt geworben wird, das werbende Argument wird kaum Geld sondern in der Regel Sachverstand und Persönlichkeit in den Vordergrund rücken. Die passende Antwort lautet: „Bitte bedenken Sie, wenn ich bei Ihnen Mitglied werde oder ein Amt übernehme, bedeutet dies, dass eine Förderung durch meine Stiftung künftig ausgeschlossen ist.“ Damit ist die Sache meist erledigt.

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