Stiftungspreise – Wer will sie?

Gerade kommt die Meldung, das Edward Snowdon den Alternativen Nobelpreis 2014 zugesprochen bekommt – zusammen mit Anderen, die gerade noch zur Notiz genommen werden.

Dabei erinnere ich mich an eine Kulturkonferenz vor zwei Wochen, bei der ein Teilnehmer klagte, dass trotz der knappen Kulturfördermittel und der prekären Einkommenslage von Künstlerinnen und Künstlern kaum Bewerbungen auf den seit Jahren mit mehreren tausend Euro ausgelobten Preis eingehen. Zum allgemeinen Erstaunen konnte ich darauf hinweisen, dass dies dem üblichen Schicksal von Preisen entspricht.

Die Erwartung, zum erfolgreichen Preisträger zu werden, ist auch bei Kandidaten, die ernsthafte Chancen hätten, häufig unterentwickelt. Sich selbst zu bewerrben, gilt nicht Wenigen als peinlich und wird im Falle der Erfolglosigkeit als frustrierende Zurückweisung erlebt. Andere vorzuschlagen, macht Mühe ohne Dank. Ähnliche Konstellationen gelten übrigens auch für Wettbewerbe.

Bei der Beratung von Preisen und Wettbewerben sehe ich eine meiner Aufgaben darin, die Erwartungen der Auslober in Grenzen zu halten. Wer mit fünf- und sechsstelligen Summen winkt, hat häufig die Befürchtung, als Zauberlehrling dazustehen, der die Fluten eingehender Bewerbungen, Vorschläge oder Beiträge nicht mehr bewältigen kann. Meine Erfahrung lehrt das Gegenteil. Jeder Auslober sollte sich klarmachen, dass auch dieses „Verschenken“ von viel Geld intensiv beworben werden muss, um eine angemessene und qualitätssichernde Auswahl an Kandidaten sicherzustellen. Zu wenig Bewerbungen drohen Preis und Veranstalter zu beschädigen, zu viele Bewerbungen, sollten sie denn vorkommen, sind eine logistische Herausforderung des Erfolgs, die Kräfte mobilisiert.

Wenn die Wirkung von Preisen auf die jeweilige Zielgruppe und die allgemeine Öffentlichkeit häufig zu hoch eingeschätzt wird, liegt das sicher auch am Mythos „Nobelpreis“, den Jakob von Uexküll mit seiner Right Livelihood Award Stiftung bis hin zu Ort und Timing außerordentlich geschickt instrumentalisiert hat. Stiftungen und Andere, die Preise vergeben, sollten sich immer klar machen, dass weltweit mehr als 10.000 Preise pro Jahr vergeben werden. Man könnte also mühelos jeden Tag eine komplette Zeitung nur mit aktueller Preisberichterstattung füllen. Selbst die Zahl der Stiftungspreise oberhalb von 50.000 € ist nur noch schwer zu überblicken. Das Erstaunliche: Hoch dotierte Preise können durchaus wenig Beachtung finden, gering dotierte wie der Aachener Karlspreis dagegen eine hohe.

All dies heißt nicht, auf Preise und Wettbewerbe grundsätzlich lieber zu verzichten. Man muss sich nur bewusst sein, dass Promotion und Jurierung hohe Professionalität und übrigens auch nennenswerten finanziellen Einsatz verlangen.

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