Stiftungsmitglieder nicht willkommen

Stiftungen gehören sich selbst

Es vergeht kein Monat, ohne dass jemand den Wunsch äußert, Mitglied der Mecklenburger Anstiftung zu werden, die ich 2005 gegründet habe. Es kann dann etwas peinlich werden, die Unerfüllbarkeit dieses Begehrens zu schildern. Stiftungsmitglieder gibt es – außer bei Stiftungsvereinen – nicht.
Stiftungen nach BGB (und nur solche BGB-Stiftungen) sind die einzigen privaten Rechtsträger, die weder Mitglieder noch Anteilseigner haben. Nur nebenbei, weil auch das immer wieder missverstanden wird: Natürlich gehört die Stiftung auch nicht dem Stifter.
Rechtlich gesehen sind Stiftungen Vermögen, die sich selbst gehören. Da das Vermögen nicht handeln kann, braucht es einen Vorstand, der für dieses Vermögen nach Stifterwillen und Satzung entscheidet. Der Vorstand ist damit einem Treuhänder ähnlich.
Es ist diese Qualität – die Abwesenheit von Mitgliederentscheiden und Anteilseigner-Ansprüchen -, die das Stiften so attraktiv macht. Stiftungen können quasi unternehmerisch frei handeln – im Unterschied zur Sphäre des Politischen, der Mehrheiten und Konsenszwänge.
Was rechtlich eindeutig ist, unterliegt einer gewissen praktischen Erosion insbesondere durch die wachsende Zahl der Bürgerstiftungen, die Wege gefunden haben (und fürs Fundraising finden mussten), in der Satzung quasi-mitgliedschaftliche Elemente einzubauen. Das mag im speziellen Fall angehen, grundsätzlich sollte der Unterschied zu mitgliedschaftlichen Organisationen aber gewahrt und betont werden.
Statt Mitglieder kann eine Stiftung Freunde aufnehmen – in einem internen oder öffentlich präsentierten Freundeskreis ohne Satzung und ohne Organrechte in der Stiftung. Das ist ein probates Mittel, um Partner, Geldgeber oder ideelle Unterstützer an die Stiftung zu binden.
Für mich ist immer wieder erstaunlich, wie schwer die Idee einer mitglieder- und anteilseignerlosen Privatinstitution in Seminare und Vorträgen zu vermitteln ist und umgekehrt, wie kompliziert Stiftungsmanager das simple Instrument Freundeskreis zunächst sehen.

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